Grundzüge des Gesundheitssystems (Trend-Szenario)
Das gesamte Gesundheitswesen ist privatisiert […]. Träger der verschiedenen Kliniken, Ambulanzen, medizinischen und therapeutischen Stationen sind überwiegend anonyme Kapitalgesellschaften, Konsortien oder auch Selbständige. Letztere sind vornehmlich als Dienstleister für medizinische, psychosoziale, physiotherapeutische, pflegerische oder soziale Dienste in Form von Subunternehmern tätig. […]
Umfang und Qualität der jeweiligen Leistungen korrespondieren unmittelbar mit der zahlungsfähigen Nachfrage. So gibt es Kliniken, die durch medizinische und therapeutische Spitzenleistungen sowie durch komfortable Pflege bestechen, die dadurch ein besonderes Image haben und in denen entsprechend materiell gesicherte Patienten behandelt werden. Die Majorität des Gesundheitswesens aber besteht in Kliniken bzw. Krankenhäusern, die eher durch eine gewisse „Massenabfertigung“ ihre medizinischen Leistungen darstellen. Sie sind billiger und können daher weniger gute Qualität – vor allem im pflegerischen Bereich – bieten.
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Eine Besonderheit besteht dabei in vielen stationären Klinikbereichen, weil sie zu Ambulanzen umgebaut sind und als selbständige (Unternehmens-) Einheiten geführt werden. Sie bieten ihre medizinischen, medizintechnischen und therapeutischen Dienstleistungen auf ökonomischer Basis sowohl innerhalb der Kliniken (in Anlehnung an „Profitcenter“) als auch nach außen an bzw. verkaufen sie auf dem freien Markt. In diesen Ambulanzen sind vor allem die obengenannten Selbständigen tätig.
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Aufgrund der Konkurrenzsituation einerseits und dem besonderen Dienstleistungsverständnis andererseits gilt der Patient als zahlender Kunde, während seine Krankheit bzw. gesundheitliche Versorgung und die dafür notwendige Dienstleistung Warencharakter hat.
Dies äußert sich z. B. in einer Trennung zwischen unmittelbarer fachärztlicher Dienstleistung und pflegerischer bzw. therapeutischer Nachsorge. Von daher verweilen die Patienten nur in der absolut notwendigen (minimalen) Zeit in der entsprechenden Klinik resp. medizinischen Fachabteilung, während sie ihre Pflege, Genesung bzw. Nachsorge in „Krankenhotels“ in Anspruch nehmen. Diese Krankenhotels sind meist in unmittelbarer Nähe der Kliniken gebaut. Dort bezahlt der Patient gegenüber dem Klinikaufenthalt einen geringeren Preis, wenngleich er auch hier von Ärzten, Pflegern, etc. betreut bzw. gepflegt wird.
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Die Dominanz der betriebswirtschaftlichen Überlegungen manifestiert sich auch in den regionalen Standorten der Kliniken, Ambulanzen, etc., d. h., es ist eine gewisse Kumulierung derartiger Einrichtungen feststellbar. Das hat für die Patienten gewisse Vorteile (z.B. durch kurze Wege zwischen „Krankenhotel“ und unterschiedlichen Fachkliniken). […]
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